Tunesien – Kultur und Geschichte

Viele Sehenswürdigkeiten, die Touristen in Tunesien besichtigen können, sind das Ergebnis einer beeindruckenden Kultur und einer traditionsreichen Geschichte. In diesem Artikel möchten wir deshalb die geschichtliche und kulturelle Entwicklung des nordafrikanischen Landes beleuchten und damit verdeutlichen, wie Tunesien zu dem Land wurde, das es heute ist.

Die Geschichte Tunesiens

Tunesien kann auf eine rund 3000 Jahre alte Geschichte zurückblicken, die in dem heute islamisch geprägten Land natürlich ihre Spuren hinterlassen hat. Davon können sich Touristen in den vielen Museen und bei der Besichtigung historischer Monumente persönlich überzeugen.

Hier locken archäologische Museen, antike Sehenswürdigkeiten sowie spirituelle und religiöse Highlights. So gibt es in Tunesien mittlerweile sieben Monumente, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.

Auch heute noch findet man die Spuren, die viele unterschiedliche Volksstämme und Kulturen in Tunesien hinterlassen haben, darunter die Purier (Phönizier), Römer oder Osmanen. Aufgrund dieser bewegten Geschichte ist auch die Kultur des Landes so vielschichtig und für viele Urlauber ein echtes Erlebnis.

Berber und Numider

Die Geschichte von Tunesien beginnt während der Jungsteinzeit, als die ersten Berber damit begannen, sich in den Küstenregionen des heutigen Tunesiens anzusiedeln. So haben sich Berberprinzen und Numiderkönige – die Ureinwohner Tunesiens – im lybisch-punesischen Mausoleum (Denkmal für den Numidenkönig Massinissa) verewigt, Spuren von ihnen findet man aber auch im Bergdorf Tamezret sowie im dortigen Museum, in den Bergdörfern Douiret und Chenini sowie in Guellala bei Djerba.

Karthago

Zum Ende der Jungsteinzeit hin kam es zu den ersten Kontakten mit den Phöniziern, die sich ebenfalls auf dem Gebiet des heutigen Tunesiens ansiedelten und dort im Jahr 814 vor Christus die Stadt Karthago gründeten. Innerhalb kurzer Zeit stieg Karthago von einer frisch gegründeten Siedlung zu einer gefürchteten Großmacht im Mittelmeerraum auf, um die sich heute noch viele Legenden ranken.

Der Aufstieg Karthagos zu einer Großmacht sorgte dafür, dass das Römische Reich auf dieses aufmerksam wurde. Die Expansionsversuche der Römer gipfelten in den Punischen Kriegen, während denen das vergleichsweise kleine Karthago das große Römische Reich mehrmals an den Rand einer Niederlage drängen konnte. Am Ende aber musste Karthago sich der Übermacht doch geschlagen geben und wurde im Jahr 146 vor Christus von den Römern zerstört. Auf den Spuren des alten Karthagos wandeln kann man allerdings heute noch direkt in den Ruinen der Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Römer

Nach der Zerstörung Karthagos wurde das Gebiet des heutigen Tunesiens Teil des Römischen Reiches. Unter dem Namen Africa war es als eine der schillerndsten Provinzen des Römischen Reiches bekannt. Auch heute noch finden sich die unverkennbaren Spuren der Römer in den spektakulären Ruinen, wie zum Beispiel dem Kapitol in Sbeitla, dem Kolosseum in El Djem sowie dem Triumphbogen des Kaisers Trajan in Makthar.

Unter dem Schutz Roms wurde die Provinz Africa zu einem der wichtigsten Lieferanten von landwirtschaftlichen Produkten für das Römische Reich. Während dieser Zeit entstanden zahlreiche römische Siedlungen, deren Ruinen geschichtsinteressierte Touristen heute immer noch bewundern können. Auch Karthago wurde auf Wunsch von Caesar durch Augustus als römische Siedlung wieder aufgebaut. Für etwa sechs Jahrhunderte lang war die Provinz Africa von römischen Wohlstand geprägt.

Christentum

Durch die Verbindung zum Römischen Reich kamen auch die ersten Christen im heutigen Tunesien an. Zwar wehrten sich die heidnischen Volksstämme zunächst gegen die Verbreitung dieser ihnen fremden Religion, doch der Widerstand war nur von kurzer Dauer und wurde gewaltsam niedergeschlagen. Zum Ende der Antike hin hatte sich das Christentum dann bereits sehr stark in Afrika ausgebreitet.

Heute findet man in Tunesien viele Gegenden, die vom stark Christentum geprägt sind und wo es viele Kirchen- und Kapellenruinen gibt. Außerdem kann man in großen Museen Kultobjekte, Mosaike, Grabinschriften und Tonkacheln aus dieser Zeitepoche bestaunen.

Araber

Mitte des 7. Jahrhunderts begannen arabische Eroberer sich für die immer noch wohlhabenden Regionen zu interessieren. Im Jahr 661 nach Christus wurde zunächst die Hafenstadt Bizerte durch die Araber erobert. Im Jahr 698 nach Christus folgte schließlich auch das wiederaufgebaute Karthago.

Im Zuge weiterer arabischer Eroberungen setzte eine Migrationswelle ein, die bis ins Mittelalter andauerte und zu einer Vermischung zwischen Arabern und den lokalen Berberstämmen führte. Durch strategische Handelsbeziehungen mit den bedeutendsten Mittelmeermächten begann ein erneuter wirtschaftlicher Aufschwung, der als Teil des goldenen Zeitalters des Islams in die Geschichte einging.

Heute zeugen zahlreiche Monumente in Tunesien von der Zeit der Anfänge des Islams. Highlights unter ihnen sind die Große Moschee in Kairouan, die Große Moschee, die Stadtmauer und die Kasbah in Sousse, die Große Moschee in Mahdia sowie die Große Zitouna-Moschee in Tunis, die aus dem 9. Jahrhundert stammt.

Osmanen

Ende des 14. Jahrhunderts dezimierte die Pest große Teile der Bevölkerung. Zusätzlich konnten die Spanier Ende des 15. Jahrhunderts unter Isabella I. große Teile des heutigen Algeriens erobern. Durch den Druck Spaniens mussten die arabischen Herrscher die Dienste von Korsaren in Anspruch nehmen und ihnen im Gegenzug erlauben, auf ihrem Gebiet Basen zu errichten.

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der Korsar Khair ad-Din vom Sultan von Istanbul zum Admiral des Osmanischen Reiches ernannt. Ihm gelang es 1534 Tunis zu erobern. Nachdem die Stadt nur ein Jahr später von Karl V. für das Heilige Römische Reich zurückerobert wurde, gelang es den Osmanen 1574 nach Christus Tunis endgültig unter ihre Herrschaft zu bringen. Das Gebiet des heutigen Tunesiens wurde damit Teil des Osmanischen Reiches.

Die verschiedenen Herrscher des Osmanischen Reiches hatten insgesamt allerdings eher weniger Interesse an ihrer tunesischen Provinz und so erlangte das heutige Tunesien im 18. Jahrhundert unter den Husainiden ein hohes Maß an Autonomie, obwohl es offiziell immer noch Teil des Osmanischen Reiches war.

Die Osmanen haben das heutige Aussehen der tunesischen Hauptstadt Tunis sehr stark geprägt. Viele aus dieser Zeit stammende Bauten unterscheiden sich vom ansonsten traditionellen Stil in Tunesien. Vor allem in Tunis kann man viele türkische Moscheen finden – darunter Youssef Dey, Hamouda Pacha und Sidi Mahrez. In der Großstadt lohnt auch ein Besuch des Mausoleums des hussenitischen Beys Tourbet-el-Bey sowie ehemaliger Koranschulen und Würdenhäuser.

Französisches Protektorat

Nachdem Tunesien zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und durch eine ruinöse Politik seiner osmanischen Herrscher in finanzielle Schwierigkeiten geriet, musste das Land 1869 den Staatsbankrott erklären. Eine internationale Finanzkommission unter der Führung Englands, Italiens und Frankreichs sollte gemeinsam die Kontrolle über die Politik Tunesiens übernehmen. Die drei großen europäischen Nationen hatten jedoch alle eigene Interessen und versuchten die Schwäche der tunesischen Führung für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach Plünderer aus Nachbargebieten in das heutige Algerien einfielen, nutzte Frankreich dies als Vorwand, um 1881 in Tunesien einzumarschieren. Da es keinen großen Widerstand gegen die französischen Truppen gab, war der damalige Bey von Tunis dazu gezwungen, den Bardo-Vertrag zu unterzeichnen, der das heutige Tunesien bis zu einer Unabhängigkeit im Jahr 1956 zum französischen Protektorat machte.

Religion und Bevölkerung

In Tunesien leben mittlerweile mehr als zwölf Millionen Menschen. Das Bevölkerungswachstum hat sich seit 1990 allerdings stets verlangsamt und liegt heute nur noch bei knapp 0,86 Prozent. Die meisten in dem nordafrikanischen Land lebenden Menschen (knapp 69 Prozent) sind zwischen 15 und 64 Jahren alt. Inzwischen ist Tunesien damit das Land mit der ältesten Bevölkerung in ganz Afrika. Das Median-Alter liegt bei 32,4 Jahren.

Offiziell erlaubt die tunesische Verfassung die freie Ausübung aller Religionen. Tatsächlich gehören allerdings mehr als 98 Prozent der Tunesier dem Islam an, weshalb das nordafrikanische Land auch stark islamisch geprägt ist. Das merkt man auch heute noch insbesondere an der Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft. Fast die gesamte Bevölkerung spricht Tunesisch-Arabisch. Viele von ihnen beherrschen aber auch Französisch, Englisch und in einigen Fällen sogar Deutsch.

Welche Feiertage gibt es in Tunesien?

In Tunesien gibt es einige Feiertage. Diese werden nach dem Mondkalender berechnet und sind deshalb von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Besonders wichtig für die Bevölkerung ist der Fastenmonat Ramadan. In diesem Zeitraum sind Geschäfte, Restaurants und Banken entweder komplett geschlossen oder nur für einige Stunden am Tag geöffnet.

In den Tourismusregionen von Tunesien wird jedoch meistens versucht, Touristen weitgehend von diesem religiösen Fest auszunehmen. Deshalb haben Geschäfte, Restaurants und Banken hier üblicherweise ganz normal geöffnet. Während des Ramadans fastet die gläubige Bevölkerung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, darf also weder essen, noch trinken oder rauchen.

Der Ramadan ist aber nicht das einzige Fest, das die hier lebenden Menschen sehr ernst nehmen. Wie bei uns auch, ist der 1. Januar – Neujahr – ein Feiertag. Daneben gibt es folgende Feiertage in Tunesien:

  • Mouled (Geburtstag des Propheten)
  • Unabhängigkeitstag
  • Tag der Jugend
  • Tag der Arbeit
  • Tag der Republik
  • Frauentag
  • Eid al-Fitr (Ende des Ramadan)
  • Eid al-Idha (Opferfest)
  • Nationalfeiertag
  • Hegire (Islamisches Neujahr)

Festivals und Traditionen

Die Menschen in Tunesien wissen, wie man richtig feiert. Insbesondere im Sommer reiht sich ein Festival an das andere. Bereits im März gibt es das Festival von Tataouine, bei welchem verschiedene Folkloregruppen das bunte Leben der Sahara mit Pferderennen, Hochzeitstänzen und Windhunderennen vorstellen.

Jeder, der Pferde mag, sollte sich das Festival von Meknassy nicht entgehen lassen. Zu diesem treffen sich Züchter der prächtigen Araberpferde zu Pferderennen. Für Touristen ein Spektakel der besonderen Art sein kann auch das das Internationale Jazz-Festival von Tabarka und die Internationalen Sommerfestivals von Karthago und Hammamet. Außerdem kennt man in Tunesien folgende Festivals:

  • Das Klassik-Festival von El Jem
  • Die Internationalen Film- und Theatertage von Karthago
  • Das Festival Octobre Musical
  • Festival der Medina
  • Saharafestival von Douz

Eine Jahrtausende alte Tradition, die in Tunesien noch heute ausgeübt wird, ist das Kunsthandwerk. Von der Bevölkerung hergestellte Schätze aus Holz und Stoff zeugen nicht nur von einer großen Fantasie, sondern auch von viel Talent.

Allerdings können Touristen sich nicht nur in den vielen Museen und Werkstätten an dem tunesischen Kunsthandwerk erfreuen, sondern vielerorts auf Märkten auch selbst hergestellten Schmuck, Teppiche und Kostüme kaufen.

In folgenden Museen kann man sich näher mit dem tunesischen Kunsthandwerk beschäftigen:

  • Tunis: Dar Ben Abdallah (Geschichte traditioneller Kostüme, Schmuck, Wertgegenstände und mehr)
  • Tunis: Bardomuseum (emaillierte Töpferkunst der „Qallaline“, Dekoration der alten Bey-Paläste)
  • Tunis: Keramikmuseum Sidi Kacem el Jellizi
  • Tunis: Traditionelle Werkstätte (Chechias, Silber, Stickereien)
  • Djerba: Volkskundemuseum (Möbel, Truhen, Silberschmuck aus dem Süden und mehr)
  • Djerba: privates Museum Lella Hadhria
  • Djerba: Traditionelle Werkstätte (Töpfereien, Schmuck, Wollwebereien)
  • Sfax: Museum Dar Jellouli in Sfax (Hinterglasmalerei, Webereien, bemaltes Holz und mehr)
  • Mahdia, Sousse, El Kef: Volkskundemuseen
  • Mahida : Traditionelle Werkstätte (Webarbeiten)
  • Nabeul: Traditionelle Werkstätte (Keramik, Flechtarbeiten aus Schilf)